Samstag, 25. November 2017

NHV - SV 04 Plauen-Oberlosa 20:30 (9:13)

Entsetzen bei der Concordia

Die Fans warten geduldig. Es dauert länger als üblich, bis die Trainer nach dem Oberliga- Spiel zwischen dem NHV Concordia Delitzsch und dem SV 04 Plauen-Oberlosa ihre Einschätzung abgeben. Denn am Sonnabend schnappt sich zuerst NHV-Kapitän Jan Jungandreas das Mikrofon. „Mir fehlen die Worte“, gesteht er, „so etwas habe ich noch nie erlebt.“ Er könne sich im Namen des Teams nur entschuldigen – für eine über weite Teile unterirdische Leistung. Sie führt dazu, dass die Nordsachsen 20:30 (9:13) untergehen. Nach der dritten Pleite in Folge sind die Delitzscher Handballer nun auf einen Abstiegsplatz gerutscht.
Nach der knappen 31:32-Pleite eine Woche zuvor beim HC Burgenland hatte das Team sich zusammengesetzt, um zu ergründen, warum es so viele einfache Fehler gab. „Wir haben gut trainiert, es war viel Feuer dabei“, berichtet Jungandreas. Das bestätigt der ebenfalls fassungslose Trainer Waldimir Maltsev. „Ich hatte im Training ein ganz anderes Gefühl.“ Keine Spur von Angst oder Nervosität, sondern Entschlossenheit und Engagement. Doch davon ist gegen die Vogtländer kaum etwas zu spüren. Von einer „Katastrophe, die ich erst einmal sacken lassen muss“, spricht der konsternierte Vereinschef Axel Schüler, eine „totale Verunsicherung“ glaubt Team-Manager Marko Bergelt gespürt zu haben. Ist es ein Kopfproblem, wie es Maltsev andeutet? Erste Versuche einer Spurensuche, die jetzt fortgesetzt wird.
Fassungslosigkeit auch bei den Fans. Mit zunehmender Spieldauer wird die Unterstützung immer geringer, vereinzelt gibt es sogar Pfiffe. Das ist seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr passiert.
Dabei fängt alles ordentlich an. Der lange verletzte Clemens Schlegel gibt sein Saisondebüt, dafür fehlt Lukas Mittag (Knieverletzung). Sascha Meiner bringt die Gastgeber 1:0 in Führung, Danny Trodler setzt Schlegel am Kreis in Szene. Der netzt zum 8:9 (21.) ein. Eine Zwei-Minuten-Strafe für Plauens Jakub Kolomaznik verspricht die Ausgleichs-Chance. Sascha Meiner ist frei durch, scheitert aber an Gäste-Keeper Carsten Klaus. Im Gegenzug erhöht das Team aus der Spitzenstadt in Unterzahl auf 10:8. Zeitstrafen gegen Martin Müller und Felix Herholc nutzt Plauen zum Führungsausbau – das Spiel kippt. Bis zur Pause gelingt Delitzsch nur noch ein Treffer, unerklärliche Verunsicherung greift um sich.
Und wird immer stärker: Dribbel- und Schrittfehler, ungenaue Pässe, der Angriff besteht vorwiegend aus Einzelaktionen mit erschreckend schwachen Würfen. Die Abwehr wird so löchrig wie ein Schweizer Käse, es mangelt an Einsatz und Kampfgeist. Plauen (Trainer Petr Hazl: „Wir haben gut gespielt“) lässt routiniert den Ball laufen und nutzt die immer größer werdenden Lücken. Bei den Concorden wissen nur Oskar Emanuel, Comebacker Schlegel und Daniel Sowada einigermaßen zu gefallen. Zwei Wochen haben die Delitzscher nun Zeit, das Ruder herumzureißen. Dann geht es zu Schlusslicht Glauchau/Meerane – und am 6. Januar in eigener Halle gegen den Dritten HC Elbflorenz II weiter. „Ich kann versprechen, dass wir uns zerreißen werden“, sagt Jungandreas und hofft, dass die Fans „hinter uns stehen“. Leiser Applaus brandet auf.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 27.November 2017

Samstag, 18. November 2017

HC Burgenland - NHV 32:31 (15:15)

Concordia steckt plötzlich im Abstiegskampf

Damit hatte vor Saisonbeginn wohl niemand gerechnet, nach zehn Spieltagen ist der NHV Concordia Delitzsch im Abstiegskampf der Mitteldeutschen Oberliga angekommen. Beim HC Burgenland gab es eine 31:32 (15:15)-Niederlage.
„Es ist mir unerklärlich, wie erfahrene Spieler so viele technische Fehler machen können“, sagte Trainer Wladimir Maltsev: „Unsere Torhüter haben ein sehr gutes Spiel gemacht, aber die Abwehr von Burgenland hat sich viele Bälle erarbeitet. Dadurch haben wir viele einfache Kontertore kassiert.“
Die Begegnung in Naumburg zeigte deutlich, wo die Defizite liegen. Aber der Reihe nach. Das Spiel in der ersten Halbzeit hatte von beiden Seiten eine gute Qualität, es wurde schnell und engagiert gespielt. Keine Mannschaft konnte sich absetzen, die Führungen wechselten ständig und mit dem Wechsel im Tor (Flemming für Herholc) des NHV gab es auch mehr Stabilität in der Abwehr. Zum Ende der ersten Halbzeit musste Trainer Maltsev mit einer Auszeit eingreifen, denn durch viele technische Fehler in der Vorwärtsbewegung lagen die Gäste in der 28. Minute mit 13:15 zurück. Danach gab es einen energischen Schlussspurt, der zu einem verdienten 15:15 nach Halbzeit eins führte.
Die zahlreichen Delitzscher Zuschauer, im Fanbus angereist, waren mit dieser Halbzeit nicht unzufrieden. Klar war aber, wenn Concordia hier etwas mitnehmen will, müssen die Fehler im Angriffsspiel verringert werden.
Die zweite Halbzeit begann, wie die erste endete. Beide Seiten legten ein hohes Tempo vor und gestalteten das Ergebnis ausgeglichen (19:19 in der 38. Minute). Allerdings wurde jetzt deutlich, dass sich Delitzsch immer wieder durch technische Fehler um den Lohn der Arbeit brachte.
Symptomatisch dafür stand die 39. Minute: Franz Flemming hielt, hielt den ersten Abpraller und den zweiten. Daraus entstand eine Kontermöglichkeit für den NHV, doch der Ball ging durch einen Fehler wieder an Burgenland und diese netzten beim quasi vierten Versuch ein.
Leider wiederholte sich dieses Szenario immer wieder, Concordia kämpfte sich heran und bootete sich durch fehlerhaftes Spiel wieder selbst aus. Nachdem in der entscheidenden Phase (57.) hintereinander im Angriff der Gäste dreimal der Ball verloren wurde, ging der HC mit 32:29 in Führung. Delitzsch kämpfte, erzielte in den verbleibenden 90 Sekunden noch zwei Tore – zu mehr reichte es nicht.
Was bleibt als Fazit? Viele Dinge im Spiel wurden richtig gemacht, hohes Tempo, Hundertprozentquote bei den Siebenmetern (neun von neun) und eine starke Torhüterleistung. Das größte, seit mehreren Spielen zu beobachtende Manko bleibt die viel zu hohe Fehlerquote. Hauptursache dafür dürfte sein, dass neben zu vielen Einzelaktionen Automatismen im Angriff nicht funktionieren.
„Die vielen technischen Fehler im Angriff waren heute sicherlich ausschlaggebend für die Niederlage. Dadurch kommt Burgenland immer wieder zu einfachen Toren und wir gucken doof in die Röhre“, meinte Kapitän Jan Jungandreas: „Wir können alle Handball spielen und das auch sehr gut. Aber wir spielen leichtfertig und nicht mit der nötigen Disziplin. Wir kämpfen uns mehrmals wieder heran und schaffen es dann nicht, konstant unser Niveau zu halten. Woran das liegt, werden wir intern klären.“
Hartmut Sommerfeldt / Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 20.November 2017

Samstag, 11. November 2017

NHV - SG LVB Leipzig 20:27 (7:13)

Spitzenreiter zeigt Delitzsch die Grenzen auf

Uwe Jungandreas, Erfolgscoach aus früheren glorreichen Delitzscher Handball- Bundesligazeiten, war gespannt: „Ich hoffe auf ein spannendes Spiel“, sagte der heutige Trainer des Zweitligisten Dessau- Roßlauer HV, der am Vorabend mit seiner Mannschaft in Hildesheim 26:23 gesiegt hatte. Seine Vorfreude hielt nicht lange. Im Derby der Mitteldeutschen Männer-Oberliga zwischen dem NHV Concordia Delitzsch und der SG LVB Leipzig setzten sich die Gäste klar mit 27:20 (13:7) durch und verteidigten damit die Tabellenführung. Die Nordsachsen, angeführt von Sohn und Kapitän Jan Jungandreas, liegen mit 8:10 Punkten nun auf Rang neun.
Die Partie hatte nicht nur wegen der Nähe der beiden Klubs ihre besonderen Reize. Viele Delitzscher hatten schon mal für den LVB gespielt. Jörg Reimann, Sascha Meiner und Oskar Emanuel hatten in der vergangenen Saison den Abstieg der Messestädter aus der dritten Liga nicht verhindern können, wechselten an den Lober. Bei den Leipzigern blicken Akteure wie Thomas Oehlrich, Georg Eulitz, Steve Baumgärtel oder Trainer Enrico Henoch auf eine sportliche Delitzscher Vergangenheit zurück.
„Das ist schon was Besonderes, in Delitzsch zu spielen“, sagte Henoch. „Wir hatten vor dem Anpfiff aber so gut wie keinen Kontakt“, berichtete Meiner, während Oehlrich feststellte, dass es schön sei, in Delitzsch zu sein. „In der vollen Halle wie heute ist die Stimmung super.“ Baumgärtel wiederum ist mit den Concorden Martin Müller und Jörg Reimann befreundet. „Gegen sie zu spielen macht noch mehr Spaß als sonst.“
Den hatten die Gastgeber allerdings nur bis zur 19. Minute. Bis dahin gelang es ihnen, die Begegnung weitgehend offen zu gestalten. Der LVB führte lediglich mit 8:6, alles schien noch offen gegen den haushohen Staffelfavoriten, der den Wiederaufstieg anpeilt. Doch dann kam die Wende. Die Gäste fingen mehrere Pässe ab und nutzten das konsequent aus. Im ICE-Tempo führten die Straßenbahner mehrere Schnellangriffe aus und lagen zum Seitenwechsel bereits mit 13:7 in Führung. „Wir sind für unsere Fehler bestraft worden“, sagte Concordia-Goalgetter Danny Trodler. „LVB hat unsere Defizite im Angriffsspiel aufgezeigt“, gestand Sascha Meiner. Denn sieben Treffer in einer Halbzeit sind nun mal viel zu wenig. Im zweiten Abschnitt legte der NHV dann deutlich zu. In der Offensive war mehr Bewegung, auch wenn die Treffsicherheit häufig zu wünschen übrig ließ. Aber immer, wenn die Zuschauer das Gefühlt hatten, jetzt würden die Delitzscher die Aufholjagd starten, schlug die SG LVB eiskalt zurück. Da war es vor allem der 33-jährige Routinier Baumgärtel, der die Begegnung an sich riss und in den zweiten 30 Minuten alleine sechs Treffer erzielte.
„Dafür haben wir ihn, damit er in solchen Phasen die Mannschaft führt“, zeigte sich Henoch zufrieden. Ansonsten setzte er vorwiegend auf seine jungen Wilden. Die 17- bis 21-jährigen Hünen warfen zusammen 17 Tore und überzeugten auch mit einer starken Leistung in der Deckung. „Wir haben es geschafft, gut in der Abwehr zu stehen“, freute sich Baumgärtel. „Es war schwer, über ihren Mittelblock zu kommen“, räumte Sascha Meiner ein. „Man hat gemerkt, dass LVB wieder nach oben will“, sagte Oskar Emanuel, mit 19 Jahren der jüngste Concorde und gestern neben Abwehr- Titan Oliver Wendlandt der beste bei den Gastgebern.
Nach dem Abpfiff herrschte Einigkeit, dass die Niederlage des NHV verdient war. „LVB hat Qualität wie kein anderes Team in der Oberliga“, gab Trodler zu. „Die Gäste haben verdient gewonnen“, kommentierte Concordia- Trainer Wladimir Maltsev. Für den fachkundigen Zuschauer Uwe Jungandreas waren die Leipziger „klar die bessere Mannschaft, Delitzsch hatte keine Chance“. Darf gegen den Ligaprimus passieren.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 13.November 2017

Samstag, 4. November 2017

HSV Apolda - NHV 19:20 (10:10)

Diese Auswärtsfahrt hat sich gelohnt: Fans und Spieler feiern Sieg

Die Handballer des NHV Concordia Delitzsch haben in dieser Oberliga- Saison erstmals in einer fremden Halle gepunktet. In einem wahren Krimi gelang ein 20:19-Sieg beim Tabellenvierten HSV Apolda. „Schön, dass wir inzwischen auch solche Spiele gewinnen können, aber da war heute sicherlich auch etwas Glück dabei“, sagte NHV-Teammanager Marko Bergelt: “Das soll nicht heißen, dass der Sieg nicht verdient war, denn wir haben stark gekämpft. Insgesamt haben wir als Mannschaft aber noch Luft nach oben.“
In der gut gefüllten Apoldaer Halle ging der Start allerdings wie so häufig in dieser Saison daneben. Trotz vieler Delitzscher Chancen stand es nach acht Minuten 3:0 für die Gastgeber. Endlich, in der 9. Minute konnte das erste Delitzscher Tor bejubelt werden, Patrick Baum verwandelte einen Siebenmeter. Jetzt schien das Eis gebrochen. Felix Herholc im Kasten des NHV wurde immer stärker (13 Paraden in der ersten Halbzeit!) und in der 15. Minute glich Delitzsch zum 3:3 aus. Die Fehlerquote im Angriff war jedoch auf beiden Seiten hoch, so dass das Publikum nur wenig Grund zum Torjubel hatte. Allerdings hatte Concordia einen echten Schwachpunkt in der HSV-Deckung ausgemacht, denn Kreisläufer Jörg Reimann konnte immer wieder Siebenmeter erzwingen und erzielte selbst drei Tore im Spiel. Das Halbzeitergebnis von 10:10 entsprach dann auch dem Spielverlauf.
Die Gäste kamen deutlich besser in die zweite Runde. Nach 36 Minuten stand es für Delitzsch 14:11 und die Hoffnung auf eine erfolgreiche Auswärtsbegegnung war groß. Apolda gab aber nicht auf und beim NHV gab es einen kleinen Bruch im Spiel. Folgerichtig kam der HSV wieder heran und es stand nach 45 Minuten 15:15. Die nach wie vor starke Delitzscher Abwehr zwang die Gastgeber zu Fehlern und so gelang den Gästen in der 48. Minute eine Zwei-Tore-Führung zum 17:15. Apolda ließ aber nicht locker und Concordia konnte nach wie vor zahlreiche Chancen nicht nutzen. Folgerichtig gingen die Thüringer in der 56. Minute mit 19:18 in Führung.
War es das mit dem ersten Delitzscher Auswärtssieg? Nein, die Mannschaft auf der Platte und die Fans auf der Tribüne gaben alles. Vom starken Sascha Meiner (10 Tore) angeführt, kämpfte das Team um diese zwei Punkte und ging 90 Sekunden vor Schluss mit 20:19 in Führung. Der folgende Gegenangriff des HSV konnte abgewehrt werden und eine halbe Minute vor dem Schlusspfiff hatte Delitzsch alle Trümpfe in der Hand. Zum Entsetzen der Concordia-Fans kam Apolda durch einen technischen Fehler der Sachsen aber nochmals in Ballbesitz und hatte die Chance zum Ausgleich. Mit etwas Glück überstand der Gast diese letzte Aktion des Spieles und danach war der Jubel grenzenlos.
Trainer Wladimir Maltsev meinte: „Die Schlüssel zum Erfolg waren heute Geschlossenheit, Wille und Disziplin. Endlich haben wir die ersten Auswärtspunkte – und das gegen eine starke Mannschaft. Wir bekommen von Spiel zu Spiel mehr und mehr Selbstvertrauen in unser Spiel.“ Die Vorfreude auf das Derby gegen die SG LVB Leipzig am Samstag in der Delitzscher Mehrzweckhalle ist natürlich nun besonders groß – das Handballfest kann kommen.
Hartmut Sommerfeldt / Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 6.November 2017