Donnerstag, 29. August 2013

Muntermacher zur Geisterstunde

Handball-Sachsenligist NHV Delitzsch präsentiert neue Mannschaft und gewinnt Test gegen Landsberg souverän
Es war ein langer Handball-Abend, der umso unterhaltsamer wurde, je weiter sich der Zeiger gen Mitternacht schob. Am Dienstagabend hat der NHV Concordia Delitzsch seine Mannschaft für die neue Sachsenliga-Saison präsentiert und ein Testspiel gegen den Landsberger HV mit 26:17 (12:8) gewonnen. Anschließend plauderten Spieler und Trainer bei einer Pressekonferenz aus dem Näh-Etui.Weit nach 22.30 Uhr ergriff Neuzugang Enrico Henoch das Mikro und sagte jenen Satz, der die müden Männer im Foyer der Becker-Halle schlagartig ermunterte: "Der Trainer kann jeder Zeit zu mir kommen, wenn er Fragen hat." Henoch ist schließlich selbst Trainer, Regionaltrainer um genauer zu sein und damit für die größten Talente der Umgebeung zuständig. Um keine Missverständisse in der NHV-Hierarchie aufkommen zu lassen, schob er aber sofort nach: "Hier bin ich in erster Linie als Spieler, ordne mich natürlich unter." Sein Boss in Delitzsch, Michael Schneider, nahm die Dreistigkeit mit einem Lächeln. Gute Stimmung in der Truppe kann schließlich nie schaden, erst recht nicht, wenn man so hehre Ziele hat wie die neue Concordia. "Natürlich träumen wir von Platz eins", gab selbst Schneider zu, sonst in Sachen Prognosen die personifizierte Zurückhaltung. "Aber dafür muss vieles zusammenpassen." Das Team jedenfalls scheint bereit und voller Selbstvertrauen. "Das Umfeld stimmt, das Projekt Mitteldeutsche Oberliga ist spannend", erklärte Rückkehrer Steve Müller. Geradezu frenetisch empfangen worden war zuvor der andere verlorene Sohn, Shinnosuke Uematsu. Und der mittlerweile 38-jährige zeigte gegen Landsberg sofort, warum die Schlachtenbummler am Lober ihren Liebling in den vergangenen sieben Jahren so schmerzlich vermisst haben. Nach kaum 240 Sekunden gelang ihm das Tor zum 2:0, wenig später begann der Japaner mit dem geadezu unverschämt wallenden Haupthaar sogar zu zaubern. Sein Anspiel in den Kreis schnappte sich Jan Jungandreas im Flug und vollendete die als Kempa-Trick berühmt gewordene Direktabnahme. Die Gäste, 2013 immerhin Fünfter der Sachsen-Anhalt-Liga, wirkten anfangs überfordert. Erst als Schneider den Testspiel-typischen Wechsel-Reigen eröffnete, kam auch Landsberg besser ins Spiel. Wirklich gefährlich wurde der HV aber selbst Anfang der zweiten Halbzeit nicht, als dem zweiten Delitzscher Anzug zehn Minuten kein Tor gelang. Immerhin stand die NHV-Abwehr weiterhin felsenfest. Vorn lief es allerdings erst in der Schlussphase besser. Da standen wieder Jungandreas, Uematsu und der neue Kapitän, Marcus Leuendorf, auf dem Parkett. Dem sei an dieser Stelle das letzte Wort mit Blick auf die neue Saison gestattet: "Ich will als Führungsspieler auftreten und die entsprechenden Aufgaben übernehmen." Der Leitwolf der jungen Herde hat gesprochen.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 29.August 2013

Montag, 26. August 2013

Königskobra aus dem Sack

Morgen präsentiert der NHV Concordia Delitzsch im Rahmen eines Vorbereitungsspiels gegen Landsberg seine Mannschaft für die neue Saison in der Handball-Sachsenliga. Natürlich in heimeliger Becker-Hallen-Atmo und zu vorgerückter Stunde ab 20.30 Uhr. Schon am Sonnabend testeten die Schützlinge von Trainer Michael Schneider gegen Oberligist TuS Radis und legten eine eher durchwachsene Leistung aufs Parkett.
22:24 - eine knappe Niederlage gegen eine höherklassige Truppe, das klingt überaus vertretbar. Doch Michael Schneider giftete hinterher wie eine Königskobra, als hätten seine Jungs gerade eine unzumutbare Punktspiel-Pleite bezogen. "Der Auftritt hat mir prinzipiell nicht gefallen. Das Umschaltspiel war nicht vorhanden. Wir sind ohne Struktur und nicht als Mannschaft aufgetreten, was wir wollen", zürnte Handballlehrer S.
Nur knapp schrammten die jungen Herren am Straftraining vorbei. Dabei lieferten sich beide Mannschaften in den ersten 30 Minuten ein ausgeglichenes, wenn auch nicht sonderlich schönes Spiel. Leichtsinns-Fehler, Missverständisse, viel zu viele weggeworfene Großchancen. Nur einer vermochte sich auszuzeichnen. Torhüter-Neuzugang Steve Müller parierte mehrfach exzellent, wenn ihn seine Vorderleute im Stich ließen, was verdammt häufug vorkam.
Nach dem Wechsel änderte sich daran nichts, zumindest nicht zum Guten und Doc Schneider attestierte den Seinen eine allgemeine akute Sehschwäche. "In der zweiten Halbzeit waren wir noch blinder." Selten bis nie schränkten die Delitzscher den Radius von Radis ein. Die Gäste, angeführt vom aufgedrehten Ex-Concorden Maik Wolf, schlugen die Einladung zum Tag des offenen Scheunentores nicht aus, zogen zwischenzeitlich auf 14:21 davon (46.). Ein kleines Drama drohte.
Freundlicherweise nahmen die Gäste zum Ende hin das Tempo raus, schenkten dem NHV beinahe noch ein Remis. Michael Schneider ließ sich vom kanppen Resultat trotzdem nicht blenden. "Normalerweise verlieren wir das Ding mit sechs, sieben, acht Toren." Eine Anmerkung zur Ehrenrettung sei dennoch gestattet: Diverse Leistungsträger schonten im zweiten Durchgang ihre geschundenen Glieder auf der Bank. Doch wenden wir uns ab von diesem gebrauchten Samstagvormittag und schöneren Dingen zu. Beispielsweise morgen.
Dann geht nämlich die hochoffizielle Teampräsentation, inklusive des nächsten Tests, über die Becker-Hallen-Bühne. Und zwar für lau. Man darf erwarten, dass sich die Hausherren nicht noch einmal so wie gegen Radis geben. Nach dem Spiel beantworten Neuzugang Shinnosuke Uematsu und Co. bei einer Pressekonferenz auch die Fragen der Zuschauer. Falls sie also schon immer mal wissen wollten, was Lucas Mittag am liebsten zum Mittag isst, oder ihnen ähnlich investigative Fragen auf der Seele brennen, böte sich morgen eine überaus günstige Gelegenheit mit der Sprache rauszurücken.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 26.August 2013

Samstag, 24. August 2013

Männer: Torreiche Tests, Feinjustierung folgt

Die Sachsenliga-Handballer des NHV Concordia Delitzsch haben in den ersten Testspielen überzeugt. Die Mannen von Trainer Michael Schneider bezwangen den HC Burgenland (Mitteldeutsche Oberliga) 37:33, gewannen ein Turnier in Spergau und zogen am Dienstagabend knapp mit 26:27 gegen Einheit Halle (ebenfalls Oberliga) den Kürzeren. Am Sonnabend sind die Concorden zum ersten Mal in der Beckerhalle zu erleben.
Trotz der mehr als beachtlichen Ergebnisse tritt der Coach auf die Euphorie-Scheibenbremse, kramt die üblichen Mahnungen aus der Phrasen-Kiste. "Die Ergebnisse sind ok, man sollte sie aber nicht überbewerten." Soso, und warum? "Weil viele der Gegner auch das erste Mal den Ball in der Hand hatten." Sprich: Die Vorbereitung bisher zu großen Teilen aus Konditions- und Krafteinheiten bestand, die Feinjustierung erst wieder gefunden werden will. Und, na klar, die Neuen sollen optimal integriert werden. Dabei machten Georg Mendisch (sechs Tore gegen Halle) und Lucas Mittag (vier Tore gegen den HC), zumindest was die nackten Statistiken angeht, auf sich aufmerksam. Schneider freilich interessieren diese Zahlen vergleichsweise wenig, der Mann an der Seitenlinie legt von Berufs wegen Wert aufs große Ganze. "Wir müssen uns so weit festigen, dass wir unsere Spielsysteme auch in Stresssituationen ohne Probleme abspulen können", lautet der Leitsatz des 37-Jährigen. Speziell das NHV-Prunkstück Deckung soll weiter in Richtung Perfektion gedrechselt werden. Getreu dem gewieften Grundsatz: Wer gut verteidigt, kommt zu vielen einfachen Kontertoren. Ergo, spielt das Umschalten von Abwehr auf Angriff und umgekehrt eine nicht unerhebliche Rolle.
Außerdem nutzt das Delitzscher Trainerteam die Tests, um verschiedene Formationen auszuprobieren. "Wir wollen sehen, wer mit wem harmoniert", erklärt Schneider. Zwar gibt es für besondere teaminterne Harmonie keine Extra-Punkte, aber in den wichtigen Momenten kann genau das zum Schlüsselfaktor werden. "Wir sind auf einem guten Weg, auch wenn es noch ein bisschen dauert, ehe alle Automatismen greifen", sagt der Coach.
Doch nicht nur "auf dem Parkett" ist wichtig, auch abseits muss es passen. Deswegen zieht sich Schneider gern ins Kämmerlein zurück, sucht das Vier-Augen-Gespräch mit seinen Jungs, gerade mit den Neuzugängen, "um ihnen klar zu machen, was wir wollen". Der Kopf spielt eben mit. Wer sich davon überzeugen will, wie gut Kopf, Arme, Beine und der ganze Rest schon zusammen funktionieren, kann sich am Sonnabend den Test gegen Oberligist TuS Radis in der Beckerhalle reinziehen. Los geht's 11 Uhr. Für die Gäste laufen übrigens die Ex- NHVler Mike Wolf und Andreas Weikert auf.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 22. August 2013

Freitag, 16. August 2013

LVZ: Ein Brocken zum Start

Nach einer Woche Trainingspause zieht Michael Schneider seit gestern wieder die Daumenschrauben in der Vorbereitung an. Drei Mal pro Woche bittet der Coach von Handball- Sachsenligist NHV Concordia Delitzsch bis zum Saisonauftakt am 14. September zum gemeinsamen Üben. Und damit seine Jungs auch mal ein paar andere Gesichter sehen, stehen bis dahin einige Testspiele auf dem Programm. Gleich das erste wird ein sehr interessantes, in Leipzig geht es morgen gegen den HC Burgenland (Mitteldeutsche Oberliga). Der Brocken zum Start kam eher zufällig angerollt. "Hat sich so ergeben", sagt Schneider. "Sie haben bei uns angefragt und konnten nur in dieser Woche. Uns ist es in der jetziger Phase eh egal, gegen wen wir spielen. Aber wir nehmen einen höherklassigen Gegner natürlich gerne mit." Denn schließlich sind auch in Delitzsch die Ansprüche höherklassig. Welcher normale Sachsenligist beginnt schon Mitte Juni mit der Vorbereitung? Dazu gesellen sich jetzt einige Testspiele und Turniere, die wiederum kommen nicht von ungefähr. "Wir wollen das nutzen, um bestimmte Sachen zu festigen. Das Spielverständnis für die Neuen zu verbessern", erklärt der Coach.  
Gleich sechs Zugänge wollen integriert werden. Inzwischen hat auch Rückkehrer Shinnosuke Uematsu seine ersten Einheiten mit der Mannschaft absolviert - und dabei einen bleibenden Eindruck hinterlassen. "Man sieht sofort, dass er uns sportlich weiterbringt", sagt Schneider über den Mann, der nach sieben Jahren von Zweitligist EHV Aue zurück an den Lober wechselte. Er dürfte mit seiner Erfahrung und Qualität in der kommenden Saison eine der Schlüsselfiguren im NHV- Spiel werden.
In der Becker-Halle sind "Shin" und Kollegen zum ersten Mal nach der Sommerpause am 24. August zu erleben. Dann steigt der Test gegen TuS Radis. Die offizielle Teampräsentation, inklusive Pressekonferenz und Spiel gegen Landsberg gibt es drei Tage später. "Jetzt beginnt die harte Phase, ich hoffe, alle bleiben gesund", sagt Schneider.
Johannes David (c) Leipziger Volkszeitung