Samstag, 2. November 2013

NHV - EHV Aue II 29:27 (16:13)

Die Dramakönige bleiben unbefleckt

Die Herren des NHV Concordia Delitzsch bleiben Tabellenführer und Drama-Könige der Handball-Sachsenliga. Am Samstagabend quälten sie sich ersatzgeschwächt unnötig lange zu einem 29:27 (16:13)-Erfolg gegen den EHV Aue II. Dazu erlebten die Zuschauer im wieder ordentlich gefüllten Becker-Schächtelchen eine womöglich einmalige Rückkehr.
Für entspannte, souveräne Handball-Abende vor heimischem Publikum hat der NHV offenbar nichts übrig. Schon zur Pause hätten die Hausherren locker mit sieben, acht Toren führen können. Selbst mit dem 25:19 eine Viertelstunde vor Schluss war das Kapitel Aue längst nicht vor der Zeit geschlossen, "weil wir viel zu viele freie Würfe vergeben haben", wie Toptorjäger Jan Jungandreas selbstkritisch feststellte. "Ich kann alleine 15 Tore machen, aber die leichten Dinger treffe ich zurzeit irgendwie nicht."
Mit dieser Problematik stand er allerdings nicht alleine da. Auch seine Kollegen überboten sich phasenweise im Auslassen bester Gelegenheiten - und hielten die EHV-Reserve dadurch im Spiel. Concordia-Trainer Michael Schneider breitete den Mantel des Schutzes über die Seinen. "Aue hat auch gute Torhüter. Und: Wenn bei uns vier Mann fehlen, wird es schwer über 60 Minuten die Qualität zu halten." Ohne die Herren Ulrich, Bönke, Groeschel und Henoch erinnerte die NHV-Bank an trostlose Zeiten. Und doch wieder nicht. Denn völlig überraschend nahm ein junger Mann Platz, den im Vorfeld nun wirklich niemand auf der Rechnung hatte. Jacob Schlichter streifte zum ersten Mal seit Mitte April das himmelblaue Leibchen über. "Eine kurzfristige Entscheidung. Mal sehen, ob wir ihn brauchen", erklärte Schneider vor dem Anpfiff. Er sollte sein Ass aus dem Ärmel zücken. Wenn auch sehr spät. Lange Zeit sah es so aus, als hätte Schlichter sich auch auf die Zuschauertribüne setzen können. Erst in Minute 50 betrat der fidele Linksaußen das Parkett - und durfte die Nerven zergliedernde Schlussphase in vollen Zügen bis zum finalen Horn genießen. Wobei sich der Genuss wohl nur den masochistisch Veranlagten erschloss. Plötzlich begannen die Hausherren eine geschmacklose Fehlerkette aufzufädeln. Die junge Mannschaft aus Aue nahm sich der Geschenke an und war zwei Minuten vor dem Ende bis auf ein Tor dran.
Schlichter, der zuvor nur zweimal mittrainiert hatte, blieb auch in dieser heiklen Phase auf dem Parkett und wunderte sich selbst darüber: "Das war riskant. Wenn es in die Hose geht, hätte ich mir selbst große Vorwürfe gemacht." Ging glücklicherweise nichts ins Höschen, weil das Tor von Kapitän Marcus Leuendorf zum 29:27 das letzte der Partie bleiben sollte. Somit bleibt auch das Delitzscher Punktekonto weiter unbefleckt und die Erkenntnis: Den ersten Platz verteidigen die Concorden mit allem, was sie haben. Aber in Zukunft wohl wieder ohne Jacob Schlichter.
"Es war superschön für mich. Ich habe gemerkt, wie sehr ich es auch vermisst habe", sagte der nach dem Abpfiff. Gut möglich, dass die zehnminütige Rückkehr der endgültige Abschied des 26-Jährigen aus Delitzsch war. Im Dezember entscheidet sich seine berufliche Zukunft, die mit großer Wahrscheinlichkeit weit ab vom Lober liegt. Einen erinnerungswürdigen Abend hat er auf jeden Fall nochmal erlebt.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 4.November 2013

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