Mittwoch, 12. Mai 2010

Nicht pompös, dafür würdevoll

Delitzsch. Kein Gewandhausorchester, keine Live-Band mit Mega Bühnenshow, dafür der Schulze-Delitzsch Männerchor und zwei Gitarristinnen der Musikschule. Der 100. Geburtstag von Concordia Delitzsch wurde ohne großen Pomp und Pathos, aber dennoch dem Jubiläum würdig, gefeiert.
So sieht man sie wohl sonst nur zur Jugendweihe oder zur Hochzeit: Die Delitzscher Zweitliga-Handballer im feinen Zwirn und mit Sektglas in der Hand. Mit ihnen lauschen 80 weitere geladene Gäste dem etwa einstündigen Festakt im Schloss. Darunter auch die drei Mitglieder, die am längsten im Verein sind: Renate Reichardt, Jutta Lückert und Gerhard Krüger. Das freut auch den Vizepräsidenten des sächsischen Handballverbandes, Jörg-Dietmar Funke, der aus früheren Feldhandballzeiten plaudert und dabei sicher die ein oder andere verstaubte Erinnerung bei den Anwesenden weckt.
Viele Gratulanten kommen zu Wort und geben mal mehr, mal weniger einen Einblick in das, was sie persönlich mit Concordia verbinden. Landrat Michael Czupalla (CDU) etwa spricht davon, wie 1994 innerhalb von einer Stunde der Club wieder "in großer Harmonie" seinen alten Namen bekam. "Das war einer der wichtigsten Momente in der Geschichte des Vereins", so Czupalla. Gleichzeitig lobt der Landrat die derzeitigen sportlichen Erfolge der Zweitliga-Akteure (zehn Spiele in Folge ungeschlagen) und sagt mit Blick auf die nur um Haaresbreite zu Stande gekommene Rettungsaktion durch Sponsoren: "Ich bin mir sicher, wenn die Leistung nicht gekommen wäre, hätte es ein Abwinken gegeben."
Nahezu alle Festredner rühmen die über nun schon ein Jahrhundert großartige Nachwuchsarbeit des Vereins, da passte es vortrefflich, dass auch zwei B-Jugend-Spieler im Reigen der Festredner mitmischten. "100 Jahre, das ist für uns nicht nur alt, sondern steinalt", sagten Max Emanuel und Lucas Mittag. Und hatten außerdem die passende Botschaft für Uwe Jungandreas, seines Zeichens Trainer der Bundesliga-Herren: "Uwe, wir kommen."
Nicht ganz leicht war es für Bürgermeister Thorsten Schöne, den Gästen das Grußwort der Stadt zu überbringen. Schließlich lehnte der Stadtrat erst kürzlich die so dringend benötigte Bürgschaft des Vereins in Höhe von 250 000 Euro ab, mussten Privatleute einspringen. Es sei eine unheimlich schwierige Entscheidung gewesen. "Glauben Sie mir, es gibt keinen Stadtrat, der nicht Concordia im Herzen trägt. Aber es gab eben in diesem Fall auch andere Dinge zu beachten", so Schöne wenig konkret. Dafür gelang ihm das Sprachbild des Abends: "Ich wünsche mir, dass die grauen Wolken sich verziehen und der blau-weiße Himmel wieder zum Vorschein kommt."
Und in der Tat ging es beim gemütlichen Teil im Schlosskeller recht gelöst zu, war niemandem die Anspannung der zurückliegenden Tage und Wochen anzumerken. Vereinspräsidentin Christine Borrmann hatte übrigens zuvor schon die Frage beantwortet, ob es für Concordia überhaupt einen Grund zum Feiern gäbe. "Wir wollen uns heute bei allen bedanken, die in den letzten Jahren an den Erfolgen mitgearbeitet haben."
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 12. Mai 2010

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